
Im Mai 2023 wurden bei mir nach einer Feinnadelpunktion der Halslymphknoten maligne Zellen eines verhornenden Plattenepithelkarzinoms diagnostiziert. Dieser Befund war ein herber Schlag in die Magengrube. Ich hatte meine Hausärztin aufgesucht, weil nach einer Erkältung die Lymphknoten länger geschwollen waren und ich einen Knoten festgestellt hatte. Als Biologe war mir zwar klar, dass das nicht gerade ideal ist, aber da es mir sonst gut ging und ich keine Beschwerden hatte, habe ich nicht gerade an das Schlimmste gedacht.
Die Hausärztin hatte mich zum HNO-Spezialisten überwiesen, wo trotz intensiver Suche mit dem Fibroendoskop nichts Auffälliges im Halsbereichen gefunden werden konnte. Im Ultraschall waren aber mehrere veränderte Halslymphknoten sichtbar, die somit dringend punktiert werden mussten. Nach der Probeentnahme begann das lange Warten auf das Ergebnis, die Analysen benötigen halt ihre Zeit.
Nach der Diagnose wurde ich ans Universitätsspital Zürich überwiesen, wo die Suche nach dem Primärtumor weitergeführt wurden. Die Metastasen in den Halslymphknoten waren da, aber wo war der Haupttumor? Als dann klar war, dass sich der Tumor am rechten Zungengrund befand, war das auf eine Art – so komisch es auch tönt – eine Erleichterung, denn nun konnte die Therapie beginnen.
Im Juni 2023 startete die Radio-Chemotherapie, die acht Wochen dauerte. Im Grossen ganzen habe ich die Therapie unter anderem auch dank begleitender Akupunktur – die mir vom USZ gegen die Schluckbeschwerden empfohlen wurde – gut überstanden. Aber an Arbeiten war während dieser Zeit natürlich nicht zu denken. Der Verlust des Geschmackssinns, die Irritationen der Haut und die Schluckbeschwerden waren allerdings nicht ganz ohne. Ich hatte mich seit Beginn der Therapie darauf fokussiert, weiterhin normal zu kochen und zu essen und dass nach 35 Bestrahlungen alles vorbei sein wird. Die Hinweise der behandelnden Ärtz:innen, dass die Beschwerden auch nach Abschluss der Therapie noch zunehmen können, habe ich dabei ausgeblendet. So war die zweite Woche nach Abschluss der Therapie sowohl körperlich wie mental eine grosse Herausforderung. Und mein Vorsatz, normal alles zu essen, war nur noch mit zwei Schmerzmitteln jeweils 30 Minuten vor dem Essen einzuhalten.
Mein Partner und meine Familie haben mich in dieser Zeit immer unterstützt und getragen, was eine grosse Hilfe für mich war. Die Situation war nicht neu für uns, da mein Partner vor acht Jahren ein Prostatakarzinom operieren lassen musste. Ich empfand diese Zeit, als er krank war, als viel schwieriger, als nun selbst an Krebs erkrankt zu sein. Vielleicht auch, weil man selbst in ein ganzes Therapieprogramm eingespannt ist und selber weiss, wie es einem dabei geht. Beim Partner fühlt man sich da irgendwie hilfloser.
Nach der Therapie startete die Verlaufskontrolle nach Schema. Bei mir bedeutet dies, dass alle drei Monate eine Untersuchung erfolgt, jeweils abwechselnd eine Bildgebung (PET/MR) des Oberkörpers und ein Ultraschall des Halsbereichs. Die erste Bildgebung im November 2023 war leider nicht perfekt, und es hat weiterhin ein Punkt bei den Halslymphknoten aufgeleuchtet. Daher war eine sogenannte Salvage Neck Dissection notwendig, und es wurde ein Teil der Halslymphknoten entfernt.
Inzwischen ist ein Jahr seit Abschluss der Therapie vergangen, und ich habe drei weitere Verlaufskontrollen hinter mir. Es geht mir gut, und ich habe aktuell keine auffälligen Befunde. Ich versuche seit der Erkrankung bewusster zu leben und jeden Moment zu geniessen, was mir doch immer besser gelingt. In einem Artikel der NZZaS bin ich auf das Peerprogramm der Krebsliga gestossen und war sofort begeistert davon und hoffe so anderen Betroffenen etwas auf ihren Weg mitgeben zu können.
« Immer, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. »
– Gregor
Betroffener Angehöriger
Männlich, 1969
Wohnhaft im Kanton Zürich
Themen
Krebsart(en)
Austausch
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